Home
Über uns
Mitglieder
Arbeitsgruppen
Projekte
Produkte
Publikationen
Stellungnahmen
News
Interviews und Namensbeiträge
Newsletter
Presse
Termine
Stellenmarkt
Online-Services
 

 

„Die Arbeit der TMF wird zukünftig immer wichtiger sein“

Ein Interview mit Prof. Dr. Ulrich R. Fölsch und Prof. Dr. Michael Krawczak nach der Übergabe des Vorstandsvorsitzes

März 2012. Im April 2011 hat Prof. Dr. Ulrich R. Fölsch, der die TMF viele Jahre lang geleitet hat, den Vorstandsvorsitz an Prof. Dr. Michael Krawczak übergeben. Im Interview blicken beide zurück auf die Gründungsziele, erläutern die Rolle der TMF in der aktuellen medizinischen Forschung und geben einen Ausblick auf künftige Entwicklungen.

Herr Professor Fölsch, die TMF ist 1999 gegründet worden – was waren damals die Ziele?

Fölsch: Es war eine sehr gute Idee des BMBF, die TMF parallel zur Gründung der Kompetenznetze in der Medizin zu initiieren. Denn in den Kompetenznetzen galt es, "vernetzt" zu arbeiten. Und dazu benötigt man Steuerungsinstrumente, die seinerzeit nicht verfügbar waren. Die TMF sollte der Ort sein, um die Probleme, die bei der vernetzen Forschung auftreten, zu diskutieren und zu lösen. Dieser Aufgabe hat sich die TMF mit den Repräsentanten der frühen Forschungsnetzwerke sehr erfolgreich gestellt.
 


Prof. Dr. Ulrich R. Fölsch

Was hatte sich verändert, als Sie dann Vorsitzender des Vereins TMF wurden? Welche Entwicklungsschritte waren besonders bedeutsam?

Fölsch: Ich habe es als große Ehre und Herausforderung empfunden, 2003 den Vorsitz des neu gegründeten TMF e.V. zu übernehmen. Das „T“ stand damals für "Telematikplattform“. Mein Anliegen war es, die Vernetzung über die Telematik hinaus wesentlich breiter aufzustellen, da das Spektrum der Fragen und Probleme der medizinischen Verbundforschung viel breiter ist. Es freut mich besonders, dass heute fast 90 Verbünde Mitglieder in der TMF sind. So sind auch viele neue Themen und Fragen – und mittlerweile eine breite Palette an Produkten – hinzugekommen. Die Verbreiterung spiegelt sich auch im neuen Namen der TMF – Technologie- und  Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung.
 

Herr Professor Krawczak, Sie haben im vergangenen Jahr den Staffelstab von Professor Fölsch übernommen. Was sind die aktuellen Trends der medizinischen Verbundforschung?

Krawczak: Wir erleben im Moment zwei wesentliche Entwicklungen. Zum einen konzentriert sich die medizinische Forschung fachlich und strukturell zunehmend in institutionalisierten Verbünden wie zum Beispiel den Deutschen Zentren für die Gesundheitsforschung oder der Nationalen Kohorte. Dadurch ergeben sich neue organisatorische und methodische Anforderungen, die weit über frühere Maßnahmen hinausgehen. Zum anderen gewinnen translationale Aspekte zunehmend an Bedeutung – Stichwort: „from bench to bedside“ –, die die unmittelbare Forschung am Patienten voraussetzen und bei denen viele, insbesondere außeruniversitäre Forschungseinrichtungen konzeptionelles Neuland betreten.
  

Wofür wird die TMF heute und langfristig gebraucht?

Krawczak: Die TMF ist ein typischer „Enabler“, d.h. sie verfolgt keine eigenen wissenschaftlichen Agenden, sondern möchte der medizinischen Forschung helfen, ihre Ziele möglichst effizient und erfolgreich zu erreichen. Erfolgreiches wissenschaftliches Arbeiten in der Medizin beruht nur in geringem Maß auf der Genialität Einzelner, sie setzt in vielen Bereichen vielmehr ein standardisiertes und zwischen den Forschern gut abgestimmtes Handeln voraus. Dies gilt für informationstechnische Belange ebenso wie für den ethischen und rechtlichen Rahmen von Forschungsprojekten. Die TMF bietet der medizinischen Wissenschafts-Community hierfür eine Plattform, auf der sie methodische Probleme gemeinsam identifizieren und möglichst generisch lösen kann. Angesichts der fortschreitenden Vernetzung in der medizinischen Forschung glaube ich, dass die Arbeit der TMF zukünftig immer wichtiger sein wird.
  

Warum ist die Zusammenarbeit zwischen den klinischen und den methodischen Fächern so wichtig?

Fölsch: Herr Prof. Krawczak hat bereits erwähnt, dass die Forschungsverbünde mittlerweile immer komplexer werden und jetzt gipfeln in der Etablierung der nationalen Gesundheitsforschungszentren. Dies erfordert umso mehr eine Zusammenarbeit zwischen Biometrikern, Methodenwissenschaftlern, Grundlagenforschern, Informatikern und Klinikern in den verschiedensten Stufen der Kooperation zu einem bestimmten Krankheitsbild. Nur wenn die reibungslose Zusammenarbeit zwischen den klinischen und den methodischen Fächern genauso gut funktioniert wie es in kleinerem Maßstab bei den Kompetenznetzen begonnen wurde, werden die nationalen Gesundheitsforschungszentren erfolgreich sein. Ich betrachte es als einen wesentlichen Vorteil für diese großen institutionalisierten Verbünde, dass die TMF bereits ein Wissen über die vernetzte Forschung einbringen kann, das sie sich in den vergangenen elf Jahren erarbeitet hat.
  

 
Prof. Dr. Michael Krawczak
Die TMF ist eine Einrichtung von Forschern für Forscher. Dabei könnten sich gerade die Kliniken und Fakultäten in die Gestaltung der Lösungen noch viel stärker einbringen. Was haben sie davon?

Krawczak: Medizinische Fakultäten sind ja per definitionem Verbünde und Plattformen, so dass ihnen die Kernidee der TMF eigentlich sehr nahe liegen müsste. Allerdings ist es der TMF bislang noch nicht optimal gelungen, diese konzeptionelle Verbundenheit in ein breiteres offizielles Engagement der Fakultäten in der TMF umzumünzen. Auf der Arbeitsebene sieht es jedoch ganz anders aus! Der weitaus überwiegende Teil der in den Arbeitsgruppen und Gremien der TMF aktiven Forscher stammen aus den Universitäten und tragen beständig Lösungen und Ideen der TMF in ihre Einrichtungen hinein. Doch nichts ist so gut, dass man es nicht noch verbessern könnte! Langfristig würde ich mir wünschen, dass es auch strukturell zu einer engeren Verzahnung und strategischen Partnerschaft zwischen TMF und Fakultäten kommt, z.B. in der Form institutioneller Mitgliedschaften.
  

Herr Professor Fölsch, Sie haben im vergangenen Jahr bei der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin die Position des Generalsekretärs übernommen. Welche Botschaft nehmen Sie aus Ihrer Arbeit für die TMF in Ihr neues Aufgabengebiet mit?

Fölsch: Die Arbeit in der TMF ist in einigen wichtigen Aspekten vergleichbar mit den Aufgaben in der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, so dass für mich sehr viele Erfahrungen, die ich in den Jahren bei der TMF gesammelt habe, für das neue Aufgabengebiet in der DGIM ungemein nützlich sind. In der TMF musste sich der Vorstand einer ganz breiten Palette von Aufgaben der vernetzten Forschung stellen, die Probleme benennen und Ansätze für deren Lösung entwickeln. In der DGIM laufen die Interessen und Ziele von zehn Schwerpunktgesellschaften zusammen. Als Beispiel sei erwähnt, dass die DGIM kürzlich gemeinsam mit der AWMF das Problem der Hochschulambulanzen bearbeitet und zu Papier gebracht hat. Dabei habe ich mich schwerpunktmäßig mit der Forschung und der IT-Vernetzung der Ambulanzen beschäftigt. Ohne die komplexen Erfahrungen und Lernprozesse in der TMF wäre diese Aufgabe für mich in dieser Tiefe gar nicht erfüllbar gewesen.
  

TMF 2020 – was ist Ihre Vision, Herr Professor Krawczak?

Krawczak: Helmut Schmidt hat einmal gesagt „Wer Visionen hat, sollte lieber gleich zum Arzt gehen“, und so traue auch ich mir keine hellsichtige „Vorausschau“ auf die TMF 2020 zu. Die medizinische Forschung hat eine derart rasante inhaltliche, methodische und strukturelle Dynamik aufgenommen, dass jede langfristige Prognose der Probleme und Bedürfnisse von Wissenschaftlern bald wieder Schall und Rauch sein dürfte.

Meine Wünsche, Hoffnungen und Vorstellungen für die weitere Entwicklung der TMF kann ich jedoch klar benennen: So wünsche ich mir, dass sich die TMF dauerhaft als eine Institution etabliert, die Forschern über den fachlich-inhaltlichen Rahmen hinaus Hilfestellung bei der Bewältigung ihrer Aufgaben bieten kann. Meine Hoffnung ist, dass sie dabei stets die nötige Unterstützung von Seiten der maßgeblichen Förderinstitutionen bekommt. Und schließlich stelle ich mir vor, dass die TMF dauerhaft am besten funktioniert, wenn sie ihrem bottom up-Ansatz nach dem Motto „von Forschern, für Forscher“ treu bleibt. Ob dies auch 2020 noch in der derzeitigen Form des Mitgliedervereins oder vielleicht in einer besser geeigneten Struktur der Fall sein wird, ist dabei von untergeordneter Bedeutung.
 

Herr Professor Fölsch, Herr Professor Krawczak, haben Sie herzlichen Dank für das Gespräch.
 

Das Interview führte Antje Schütt.

  


 


 
   
Prof. Dr. Ulrich R. Fölsch
war bis 2009 Direktor der Klinik für Allgemeine Innere Medizin der Universität Kiel. Von 2003 bis 2011 war er Vorstandsvorsitzender der TMF. Seit 2011 hat er die Position als Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) inne.

  


  

 

   
   
Prof. Dr. Michael Krawczak ist Direktor des Instituts für Medizinische Informatik und Statistik des Universitätsklinikums Schleswig Holstein, Campus Kiel. Seit 2006 gehört er dem Vorstand der TMF an und hat 2011 dessen Vorsitz übernommen.

News Archiv

September 2023 (7)

August 2023 (2)

Juli 2023 (4)

Juni 2023 (4)

Mai 2023 (6)

April 2023 (4)

März 2023 (3)

Februar 2023 (5)

Januar 2023 (5)

Dezember 2022 (4)

November 2022 (2)

Oktober 2022 (4)

September 2022 (4)

August 2022 (5)

Juli 2022 (4)

Juni 2022 (7)

Mai 2022 (6)

April 2022 (4)

März 2022 (5)

Februar 2022 (1)

Januar 2022 (6)

Dezember 2021 (7)

November 2021 (5)

Oktober 2021 (4)

September 2021 (2)

August 2021 (1)

Juli 2021 (4)

Juni 2021 (6)

Mai 2021 (4)

April 2021 (1)

März 2021 (3)

Februar 2021 (4)

Januar 2021 (4)

Dezember 2020 (3)

November 2020 (4)

Oktober 2020 (3)

August 2020 (1)

Juli 2020 (2)

Juni 2020 (2)

Mai 2020 (2)

April 2020 (4)

März 2020 (4)

Februar 2020 (3)

Januar 2020 (1)

Dezember 2019 (3)

November 2019 (5)

Oktober 2019 (3)

September 2019 (8)

August 2019 (2)

Juli 2019 (4)

Juni 2019 (4)

Mai 2019 (5)

April 2019 (3)

März 2019 (5)

Februar 2019 (2)

Januar 2019 (2)

Dezember 2018 (6)

November 2018 (5)

Oktober 2018 (9)

September 2018 (5)

August 2018 (3)

Juli 2018 (2)

Juni 2018 (7)

Mai 2018 (1)

April 2018 (1)

März 2018 (7)

Februar 2018 (2)

Januar 2018 (7)

Dezember 2017 (6)

November 2017 (2)

Oktober 2017 (3)

September 2017 (4)

August 2017 (1)

Juli 2017 (8)

Juni 2017 (9)

Mai 2017 (4)

April 2017 (2)

März 2017 (5)

Februar 2017 (2)

Januar 2017 (4)

Dezember 2016 (8)

November 2016 (5)

Oktober 2016 (4)

September 2016 (7)

August 2016 (5)

Juli 2016 (8)

Juni 2016 (5)

Mai 2016 (3)

April 2016 (11)

März 2016 (5)

Februar 2016 (3)

Januar 2016 (8)

Dezember 2015 (6)

November 2015 (3)

Oktober 2015 (8)

September 2015 (5)

August 2015 (4)

Juli 2015 (7)

Juni 2015 (7)

Mai 2015 (5)

April 2015 (2)

März 2015 (6)

Februar 2015 (7)

Januar 2015 (8)

Dezember 2014 (6)

November 2014 (9)

Oktober 2014 (10)

September 2014 (3)

Juli 2014 (6)

Juni 2014 (5)

Mai 2014 (4)

April 2014 (8)

März 2014 (8)

Februar 2014 (6)

Januar 2014 (7)

Dezember 2013 (8)

November 2013 (6)

Oktober 2013 (5)

September 2013 (10)

August 2013 (4)

Juli 2013 (8)

Juni 2013 (7)

Mai 2013 (4)

April 2013 (9)

März 2013 (9)

Februar 2013 (5)

Januar 2013 (5)

Dezember 2012 (7)

November 2012 (5)

Oktober 2012 (5)

September 2012 (5)

August 2012 (3)

Juli 2012 (4)

Juni 2012 (4)

Mai 2012 (3)

April 2012 (3)

März 2012 (5)

Januar 2012 (7)

Dezember 2011 (2)

November 2011 (8)

Oktober 2011 (10)

September 2011 (2)

August 2011 (5)

Juli 2011 (3)

Juni 2011 (5)

Mai 2011 (8)

April 2011 (4)

März 2011 (5)

Februar 2011 (3)

Januar 2011 (5)

Dezember 2010 (3)

November 2010 (3)

Oktober 2010 (5)

September 2010 (9)

August 2010 (5)

Juli 2010 (6)

Juni 2010 (12)

Mai 2010 (3)

April 2010 (4)

März 2010 (4)

Februar 2010 (4)

Januar 2010 (1)

Dezember 2009 (1)

November 2009 (1)

Oktober 2009 (5)

September 2009 (8)

August 2009 (1)

Juli 2009 (8)

Juni 2009 (6)

Mai 2009 (2)

April 2009 (6)

März 2009 (5)

Februar 2009 (4)

Januar 2009 (2)

Dezember 2008 (3)

November 2008 (6)

Oktober 2008 (3)

September 2008 (5)

August 2008 (3)

Juli 2008 (5)

Juni 2008 (4)

Mai 2008 (3)

April 2008 (6)

März 2008 (3)

Februar 2008 (1)

Januar 2008 (2)

Dezember 2007 (2)

November 2007 (4)

Oktober 2007 (4)

September 2007 (5)

Juni 2007 (2)

Mai 2007 (1)

April 2007 (6)

Januar 2007 (1)

Dezember 2006 (8)

November 2006 (4)

Oktober 2006 (1)

September 2006 (4)

August 2006 (1)

Juli 2006 (1)

Juni 2006 (3)

Mai 2006 (1)

April 2006 (3)

März 2006 (1)

Februar 2006 (1)

Januar 2006 (2)

Dezember 2005 (3)

November 2005 (1)

Oktober 2005 (1)

September 2005 (2)

August 2005 (2)

Juli 2005 (3)

Juni 2005 (2)

April 2005 (4)

November 2004 (1)

Oktober 2004 (1)

September 2004 (1)

August 2004 (1)

Juni 2004 (2)

Mai 2004 (1)

Februar 2003 (1)

Presseschau

Termine

Interviews

„Nötig ist ein Gesamtkonzept"

Interview mit der EHEALTH.COM (Ausgabe 5/2023)


 
© TMF e.V. Glossar     Datenschutzhinweis     Info an den Webmaster     Seite drucken      Seitenanfang